Fliegen mit Baby und Kind
Tipps einer Flugbegleiterin
Seit 2023 verstärkt Jenny unser Team. Bevor sie bei uns angefangen hat, war Jenny viele Jahre als Flugbegleiterin unterwegs. Spannend für uns - da haben wir gleich mal nach ihren Erfahrungen zum Fliegen mit Baby und Kind gefragt.
In welchem Alter ist es am besten mit Baby / Kleinkind zu fliegen?
Kinderärzte empfehlen mit dem ersten Flug mindestens bis zur 6. Lebenswoche zu warten. Ich persönlich würde warten bis das Baby 3-4 Monate alt ist. Eine Flugreise ist für Baby und Eltern aufregend und so habt ihr euch schon ein bisschen eingelebt und kennt euer Baby. Des Weiteren sind die ersten Besuche beim Kinderarzt mit U-Untersuchungen und Impfungen absolviert und ihr konntet alle medizinischen Fragen die vor einem Flug aufkommen klären.
Darf ich Babynahrung mit an Bord nehmen?
Ja, Babynahrung ist von den Flüssigkeitsbeschränkungen an der Flughafensicherheitskontrolle ausgenommen. Das Kabinenpersonal kann den Brei auch im Wasserbad erwärmen. Ihr könnt einfach in der Flugzeugküche fragen. Des Weiteren darf auch eine Thermosflasche mit heißem Wasser zum anmischen von Flaschennahrung mitgenommen werden. Ich empfehle jedem abgekochtes Wasser für Babynahrung mit an Bord zu nehmen. Im Flugzeug gibt es natürlich auch heißes Wasser, aber dieses ist oft mit Chemikalien versetzt um Keime abzutöten. Das ist für den Erwachsenen meist kein Problem, aber für Babynahrung würde ich dieses Wasser nicht unbedingt verwenden.
Hast du einen Tipp für Eltern, die mit Baby reisen?
Babys und Kleinkinder brauchen noch Hilfe beim Druckausgleich. Wenn Babys gestillt werden ist das ideal zum Start und zur Landung. Das trinken (schlucken) hilft beim Druckausgleich. In Kombination mit der Nähe zu Mama und dem Wackeln des Flugzeuges schlafen die meistens Babys sogar beim Start ein. Gleiches gilt natürlich auch für Flaschenbabys. Bei älteren Kindern kann ein Bonbon oder Kaugummi helfen. Wenn ich mit meiner Tochter fliege, freut sie sich immer, dass sie zum Start und zur Landung einen Lolli bekommt. Sollte das Baby oder Kind erkältet sein, bitte unbedingt vorher mit dem Kinderarzt abklären. Der kann in die Ohren schauen und es wird geprüft ob das Kind/Baby flugtauglich ist oder ggf. Medikamente oder spezielle Nasentropfen benötigt.
Nasentropfen oder Spray ist generell etwas was unbedingt ins Handgepäck gehört, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. In meiner Zeit als Flugbegleiterin bin ich einmal mit einer verstopften Nase geflogen und habe das Nasenspray zu spät genommen, das war eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Im schlimmsten Fall kann dadurch das Trommelfell beschädigt werden oder sogar reißen.
Ein weiterer Tipp von mir ist, sich etwas frei zu machen von etwaigen Beschränkungen z.B. zur Medienzeit. Die meisten Kinder können das gut einordnen das es eine Ausnahme ist.
Natürlich solltet ihr auch immer etwas Spielzeug für Kinder/Babys dabeihaben und viele Snacks. Manchmal startet der Essenservice etwas später, weil es z.B. Turbolenzen gibt und da möchte niemand ein hungriges Kind oder Baby neben sich haben 😊.
Ich empfehle auch Einwegunterlagen für den Wickeltisch im Flugzeug zu nutzen. Ich weiß das ist nicht sehr umweltfreundlich, aber für euer Baby im Flugzeug einfach weitaus hygienischer.
Ein weiterer Tipp ist die Kinder/Babys im Zwiebelprinzip anzuziehen. Durch die Klimaanlage im Flugzeug kann es recht kalt sein und in der Nacht friert man ja sowieso schneller. Sollte es doch zu warm werden, kann so schnell eine Schicht Kleidung ausgezogen werden.
Mein letzter Tipp bezieht sich auf das Pre-Boarding für Familien. Dieses wird ja von den Airlines als Vorteil verkauft, dem stimme aber ich nur teilweise zu. Es wäre gut wenn ein Elternteil schon ins Flugzeug geht um das Handgepäck auch in Sitznähe verstauen zu können, aber ich würde empfehlen das der andere Elternteil mit dem Kind/Baby noch am Gate bleibt. Dort können die Kleinen laufen oder krabbeln und sich noch bewegen und auspowern. Bei Langstreckenflügen kann das Boarding bis zu 45 Minuten dauern und dann müssen Kinder und Babys ja nicht zusätzlich zur Flugzeit schon im Flieger sitzen. So handhaben wir das mit unserer Tochter auch immer.
Würdest du zu einem eigenen Sitzplatz fürs Baby raten?
Preislich macht das natürlich einen großen Unterschied, aber der eigene Sitzplatz für Babys im Rückhaltesystem ist weitaus sicherer als mit dem Babygurt bei den Eltern auf dem Schoß angeschnallt zu sein. Natürlich ist das eine sehr individuelle Frage, die sich auch jeder ein Stück weit selber beantworten muss, aber meine Meinung als Flugbegleiterin ist auf jeden Fall ein großes ja zum eigenen Sitzplatz.
Gerade bei Zielen wie z.B. Neuseeland, wo man den Kindersitz auch im Wohnmobil verwenden darf, sollte man darüber nachdenken. Schließlich betriff es die Sicherheit von unseren kleinen Schätzen.
Wo wir gerade beim Thema Sicherheit sind, möchte ich gerne noch eine Sache ansprechen. Sollte es während des Fluges Turbolenzen geben, bitte nehmt euer Baby aus dem Babybettchen. Seit ich Mutter bin, kann ich es absolut nachvollziehen das niemand ein schlafendes Baby wecken möchte, aber es geht wirklich um die Sicherheit. Gerade über dem Meer kann es stärkere Turbolenzen geben. Manchmal sind die so stark das die Kabinenbesatzung sich auch anschnallen muss und nicht kontrolliert ob auch die Passagiere angeschnallt sind.
Bitte nehmt unbedingt euer Baby aus dem Babykörbchen und schnallt es an. Solltet ihr ältere Kinder haben, achtet bitte auch darauf das sie angeschnallt sind.
So sorgt ihr für die Sicherheit eurer Kinder.
Über mich:
Ich bin Jenny und bevor ich angefangen habe für „Die Welt wartet“ zu arbeiten, war ich knapp 15 Jahre als Flugbegleiterin unterwegs. Erst habe ich bei Air Berlin gearbeitet und dann bei Lufthansa. Durch die Geburt meiner Tochter haben sich meine Prioritäten verschoben und ich habe beschlossen dieses Kapitel meines Lebens zu schließen und mich dem nächsten Kapitel zu widmen. Natürlich war das aber eine prägende Zeit und wenn ich mit meiner Tochter fliege, üben wir immer den Gurt zu öffnen und sie weiß wo der nächste Notausgang ist. Wie haben wir immer so schön in unseren Ansagen gesagt: „Your safety is our highest priority.“ Aber nicht das jetzt jemand Flugangst bekommt, schließlich bleibt es das sicherste Verkehrsmittel und die Kabinenbesatzung macht euch den Flug so angenehm wie möglich.